Seitdem ich einen Keramikbrennofen besitze, mit dem ich auch so genannte Hochbrände (über 1200 Grad) fahren kann, erlebe ich zum ersten mal die besonderen Tücken, die sich beim Brennen von Keramikglasuren ergeben. Einerseits kann ich mit diesen hohen Brenntemperaturen meine Keramikwerkstücke endlich frostfest brennen, was nichts anderes bedeutet, als dass bei diesen Temperaturen fast alle gebundene Feuchtigkeit aus dem Ton entweicht und er damit dicht wird (sintert).
Das wiederum verhindert, dass das Keramikstück bei Frost durch sich ausdehnendes Wasser platzt. Ist ja kein Wasser mehr drin und kann auch kein Wasser mehr rein! Andererseits kann so ein dichter Scherben eben auch nur sehr schwer Glasur annehmen, denn die ist ja ebenfalls mit Wasser angerührt.
Glasieren eines gesinterten Scherbens
Mein Dilemma war nun aber, dass ich über einen großen Vorrat an Keramikglasuren mit Brenntemperaturen um die 1050 Grad verfüge und kaum über entsprechende Steinzeugglasuren, die erst bei Temperaturen ab 1200 Grad ausschmelzen. Mit Steinzeuggalsuren kann man auf einem normal geschrühten Scherben (bei ca. 960 Grad), der noch über ein gutes Aufnahmeverhalten verfügt, die Glasurschicht unproblematisch aufbringen.
Bei einem bei 1230 Grad geschrühten Scherben sieht das schon ganz anders aus. So schnell wollte ich aber nicht aufgeben. Nach Rücksprache mit Keramik-Profis und der Internetrecherche bei Glasurenherstellern wie z.B. BOTZ (A ), versuchte ich mich also in der Kunst einen gesinterten Scherben mit Glasur zu versehen. Das funktioniert auch mit folgender Vorgehensweise:
- Lasst die Glasur etwas eindicken bevor Ihr sie auftragt, denn je flüssiger die Keramikglasuren sind, um so schlechter haften sie am Scherben.
- Habt Geduld! Der erste Auftrag sollte ganz trocken sein – und das kann schon mal 30-60 Minuten! dauern- bevor Ihr eine zweite und ggf. dritte Schicht auftragen könnt.
- Testet ggf. vorher Eure Keramikglasuren auf ihr Fließverhalten, denn das kann sich auf gesintertem Ton drastisch ändern (siehe Foto-Beispiel)
- Wenn eine Glasur extrem zum „Laufen“ neigt, gibt es noch die Möglichkeit, die Glasur mit einem speziellen Glasurkleber anzurühren. Glasurkleber bekommt man in Pulverform beim gut sortierten Töpferbedarfshandel.
Nachdem ich mir die ein oder andere Ofenplatte sowie das ein oder andere Werkstück ruiniert habe, komme ich mit dem oben genannten Verfahren ganz gut zu recht. Trotzdem sind immer mal wieder böse Überraschungen möglich. So habe ich noch nicht herausgefunden, warum einige Keramikglasuren auf gesintertem Ton Blasen werfen oder partielle Stellen, obwohl überall gleich viel Glasur aufgetragen wurde, frei bleiben und somit „Lücken“ im Glasurbild entstehen.
Ich werde Euch an dieser Stelle weiter auf dem Laufenden halten, was meine Erfahrungen mit Glasuren und anderem Töpfermaterial angeht.
(Bildrechte: Bilder von Heike Merten / Schaffenszeit)Transparenzhinweis: Wir kennzeichnen redaktionelle Artikel und Affiliatelinks mit denen wir Geld verdienen.