Mein erster Raku-Brennkurs

Aktualisiert am

von Heike Merten

Ergebnis des Raku Brennkurses

Am letzten Wochenende habe ich bei Fidelia & Hortus in Norderstedt bei Hamburg meinen ersten Raku-Brennkurs absolviert. Die Keramikerin Silke Hoppe, die sich hinter dem blumigen Namen verbirgt bietet diese Kurse für bis zu 4 Personen pro Kurs im heimischen Garten an.

Tag 1 – Glasieren

Am Freitag traf ich mich mit Silke für 2 Stunden zum Glasieren. Ich sollte insgesamt 4-5 geschrühte – also 1 mal gebrannte Tonteile mitbringen. Da ich ein Wandrelief mit 6 Keramikfischen herstellen wollte und noch 2 Schalen dabei hatte, wurden es somit insgesamt 8 Stücke. Das war dann aber okay, denn am eigentlichen Brenntag sollte nur noch eine weitere Teilnehmerin zu uns stoßen. Das Glasieren mit den Rakufarben verlief letztendlich nicht anders, als mit normalen Glasuren.

Im Nachhinein hätte ich mir etwas mehr Anleitung von Silke gewünscht, denn im Endergebnis stellte sich heraus, dass ich die Glasuren teilweise zu dick aufgetragen hatte. Das verhindert schnell den gewünschten Craquelé-Effekt und das Ergebnis sieht dann eher wie eine ganz normale Glasur aus. Ich hatte mich für 3 türkise, 2 grüne und einen orangen Fisch entschieden. Die Schalen wurden ebenfalls von mir in türkis glasiert.

Tag 2 – Brennen

Silke kontrolliert den Raku-Ofen

Am nächsten Vormittag ging`s dann mit dem Raku-Brand weiter. Die Vorbereitungen dafür waren aufwendiger als ich vorher gedacht hatte. Ein normaler Standardgrill musste mit Holzkohle angeheizt werden, um die Keramikstück vor dem eigentlichen Brand vorzuwärmen. Dann wurden mehrere große Metalltöpfe (ehemalige Einmachtöpfe) mit einem Gemisch aus Sägespänen und Papierschnitzeln (alles was der Reißwolf hergab) gefüllt.

Schließlich wurde noch Holz in relativ kleine Scheite gehackt, um diese in die kleine Feueröffnung des eigentlichen Raku-Ofens schieben zu können. Dann wurden noch lange Metallzangen (extra Raku-Zangen), ein Eimer mit Wasser, Metallbürsten und Putzschwämme für die Reinigung der gebrannten Teile bereit gestellt. Zu guter Letzt mussten wir uns alle mit der nötigen Schutzkleidung versehen: langärmlige Baumwoll-Bekleidung, Arbeitshandschuhe, Feuerschutzhandschuhe und Sicherheitsbrillen.

Raku mit Hindernissen

Nach diesen Vorbereitungen ging`s schließlich los. Ich hatte noch den Geistesblitz bei meinen Fischen die Schuppen mit einer Nadel freizukratzen, so dass nicht bei allen Fischen die Glasur zu dick wurde. Meine kleine Schale hätte das schönste Stück meiner Sammlung werden können, leider wurde in der Anfangshektik nicht darauf geachtet, dass das Holz-Papiergemisch, in das die Stücke nach dem Raku-Brand gesenkt werden, richtig brannte. Dadurch entstand nicht genügend Ruß, was normalerweise zu der charakteristischen schwarzen Farbe führt, die sich dann auch in die feinen Glasurrisse setzt und diese damit besonders hervorhebt.

Die Unruhe entstand deshalb, weil ein befreundeter Keramikmeister von Silke diesen Kurs als Anschauungsfilm (siehe Filmbeitrag) für seine Webseite aufnehmen wollte. Das war im Grunde zwar ganz lustig, aber störte eben doch ein wenig die Konzentration. Ständig war ein Rücken im Weg oder wir mussten endlos in bestimmten Positionen verharren ;o)).

Die Bedienung des Raku-Ofens will ebenfalls gelernt sein. Mit Hilfe eines Temperaturfühlers kontrolliert man den kontinuierlichen Temperaturanstieg. Dieser erfolgt durch das Verbrennen der Holzscheite, wobei große Scheite zum langsamen Anstieg, kleine Scheite zum schnellen Anstieg führen. Das bedarf also echten Fingerspitzengefühls! Der Ofen wird auf 600 Grad aufgeheizt, dann auf 800 Grad erhöht und diese Temperatur hält man für eine Weile.

Danach heizt man schnell auf bis zu ca. 900-950 Grad auf, hält diese Temperatur kurz und lässt sie dann wieder auf 800 Grad absinken, wo man den Ofen wieder für eine Weile hält. Schließlich wird der Deckel des Raku-Ofens entfernt und die glühendheißen Teile mit den langen Zangen aus dem Ofen gehoben und zu den bereitstehenden Reduktionstöpfen getragen. Dort erfolgt der oben beschriebene Verbrennungsvorgang und der anschließende Reduktionsprozess, indem der Topf mit einem Deckel möglichst hermetisch abgeschlossen wird. Die Glasuren erfahren durch den Sauerstoffabschluss eine Reduktion und verändern dabei auf so besondere Weise ihre Farbe. Die starken Temperaturunterschiede führen zu dem besagten Craquelé-Effekt.

Nach ca. 20-30 Minuten kann man die Stücke zum Abkühlen aus dem Topf nehmen. Sie sehen dann erst einmal sehr unansehnlich aus, aber das ändert sich schlagartig, wenn man sie mit einer Drahtbürste und einem Schwamm in klarem Wasser abwäscht. Wenn alles gut gelaufen ist und man alles soweit richtig gemacht hat, wird man mit tollen Ergebnissen belohnt.

Ausbeute Raku-Brennkurs

Leider musste ich mit insgesamt 50% Schwund meiner Teile am Ende des Tages klar kommen. Die ersten Fische sind meines Erachtens der Unruhe und der falschen Stellweise im Ofen zum Opfer gefallen. Das Ergebnis war glatter Durchbruch. Mein großer Blumentopf war schon nach dem Schrühen angerissen und somit fast mit Ansage dem Untergang geweiht. Der dritte Fisch, der zu Bruch ging, hatte tatsächlich kleinste Lufteinschlüsse und konnte somit den starken Temperaturschwankungen nicht Stand halten. Dennoch lässt sich das Endergebnis sehen.

Das wird sicherlich nicht mein letzter Raku-Brennkurs bei Silke gewesen sein, denn jetzt hab ich „Feuer gerochen“! :o)

(Bildrechte: Bilder von Heike Merten / Schaffenszeit)

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